MZ RT 125/3 – eine ungewollte Komplettrestaurierung mit Hindernissen

Bevor man sich in die menschlichen und technischen Niederungen einer Moped Restaurierung begibt … hier aufmunternd ein Bild „meiner Prinzessin aus Zschopau“, nachdem viele Täler durchschritten worden sind und das Moped fährt.

– Foto: Edith Hohenadel –

Nicht, dass jemand denkt, wir restaurieren professionell Motorräder … nein, das ist ein kleines privates Projekt mit allen technischen und persönlichen Hindernissen, was hier beschrieben wird.

2002 stand die MZ noch in der Diele bei einem Bekannten – als Deko-Motorrad. Das habe ich immer toll gefunden, so einen Klassiker in der Wohnung.

Nach persönlichen Veränderungen bei unserem Bekannten, war irgendwann das arme Motorrad verwaist und stand zum Verkauf. Bevor es in falsche Hände kam, habe ich es lieber gekauft. Allerdings noch ohne eine Idee, was ich damit anfangen wollte … Gleich in die Wohnung stellen, optisch aufhübschen oder doch fahrbereit machen? Diese Möglichkeiten standen damals zur Auswahl.

Nach ziemlicher Fehleinschätzung, was für einen Aufwand ein solch kleines hübsches Motorrad verursachen kann, wurde bei mir der Entschluss immer fester, nicht nur aufhübschen, sondern fahrbereit machen.

Nach einigen Jahren (2008) wurde also ein „Töchter + Mutter“ Projekt gestartet – „Wir restaurieren eine MZ“. Nach ca. 1,5 Stunden gemeinsamer Arbeit und der Demontage des Sattels schlief dieses Projekt allerdings sehr schnell wieder ein. Bei den 12 jährigen Töchtern fehlte die Lust in der Werkstatt den Schraubenschlüssel zu schwingen und bei der Mutter letztendlich die Zeit. Davon, dass ich zwar mal Feinmechaniker gelernt hatte, aber auch ein solches Wissen leise verschwindet, wenn man es nicht nutzt, möchte ich jetzt gar nicht reden.

So schlummerte die MZ erstmal weiter in unserer Halle – wie Dornröschen… nur ein Prinz mit Schraubenschlüssel war noch nicht in Sicht.

2012 entschloss sich eine unserer Töchter den Beruf des KFZ-Mechatronikers zu erlernen, mit der eventuellen Aussicht einmal den Restaurierungsbetrieb des Papas zu übernehmen.

Sofort erinnerte ich mich an die wartende MZ (ohne Sattel) und ich sah meinen Traum schon wahr werden. Quer durch Oberfranken … ich auf einer frisch restaurierten MZ ! Es gab also eine Absprache zwischen uns:

Du – Tochter – restaurierst die MZ, und ich – Mutter – kaufe dir ein 125er Moped.

Völlig zufrieden und mit der Erwartung einen der besten Deals meines Lebens gemacht zu haben, sah ich mich schon auf der MZ fahren.

Nachfolgende Bilder – Impressionen der Zerlegung

Tja, Erfolg und Freude ließen erst einmal auf sich warten – 16 jährige Mädels sind noch nicht so zielorientiert unterwegs … zumindest nicht, was Schraubenzieher oder Schraubenschlüssel angeht.

Nach der Zerlegung ruhte das Projekt wieder.

Im Sommer 2013 nahm die Restaurierung dann tatsächlich Fahrt auf. Alle Teile waren neu lackiert, mit Linierung in Weiß und die Tochter hatte das Ziel: „125er, die will ich jetzt haben“.

Die MZ – beim Kauf wurde mir versichert „Das Moped ist noch gefahren!“- wies doch einige Lücken in den technischen Bauteilen auf. Klar ist das Moped wohl mal gefahren, aber in welchem Jahrzehnt oder Jahrhundert wohl? Das war nicht mehr nachzuvollziehen. Diverse Organe mussten also nachgekauft und implantiert werden. Kabelbaum, Hauptschalter, Radnabe mit Bremsschalter und Auspuff, um nur einige zu nennen.

Danach ging es an die Schönheitsoperationen wie die Chromteile.

Manche Tiefen der ehemaligen Technik konnten sich erst durch Probieren und Studieren der Unterlagen erschliessen. Oder direkte Nachfragen bei:

mz-rt.de
Klaus Kühn
Gambrinusstraße 5
01159 Dresden
Internet: www.mz-rt.de
e-mail: info@mz-rt.de
Telefon: 0351-4064865
Handy: 0176-28697704

Danke Klaus, für all die geduldigen Antworten bei telefonischen Nachfragen …

Die letzten Feinheiten, musste unsere Werkstatt dann erledigen, da die Restaurierung – wie so viele Restaurierungen – viel umfangreicher geworden ist, als ich es geplant hatte und die Möglichkeiten eines 16-jährigen jungen Menschen an einigen Punkten deutlich überschritten waren.

Aber an irgendeinem Punkt muss das Projekt dann einfach fertig werden – egal was es kostet! … naja fast!

2014 dann der erste Probelauf in unserer Werkstatt …

Mehr Videos aus unser Werkstatt – informativ oder auch nur unterhaltend – findet man auf unserem YouTube-Kanal:

Unser YouTube-Kanal mit einem Klick …

Danach konnten wir eindeutig feststellen, unsere MZ ist weiblich. Die Prinzessin aus Zschopau ließ sich nur kurzfristig zum Fahren bewegen. Danach zickte sie mit Schaltungsproblemen oder Vergaserproblemen herum, die ständig extremer wurden.

2015 war dann wieder ein Jahr, wo fast nichts vorwärts gegangen ist. Die MZ zickte, die Werkstatt hatte kaum Zeit, meine Tochter fuhr Ihre 125er schon und hatte kein Interesse mehr an dem sächsischen Kleinkraftrad. 2016 habe ich noch mal die Geduld von Klaus in Dresden strapaziert und einen Vergaser dazugekauft, obwohl Vergaserprobleme bei der MZ absolut unbekannt sind.

Mehr Videos aus unser Werkstatt – informativ oder auch nur unterhaltend – findet man auf unserem YouTube-Kanal:

Unser YouTube-Kanal mit einem Klick …

Und auf einmal … sie bewegt sich doch! Der Motor läuft.

29.07.2016 – die Zulassung

31.07.2016 – die erste Fahrt mit der sächsischen Prinzessin und ihrer neuen eigenen Nummer, mit Coburger Kennzeichen, im Coburger Umland.

18.08.2017

Ein Update von meinem privaten Projekt …

Die Räder sind über den Winter neu eingespeicht worden und die ersten Fahrten dieses Jahr haben gezeigt, zumindest das ist erst mal Klasse geworden.

Ja und dann der Fototermin der Prinzessin …

– Fotos: Edith Hohenadel –

Ein weiteres Update von meinem privaten Projekt …

Nun ein kleines Filmchen von den DRMNT Jungs …

DRMNT – Facebook Seite

DANKE an Benny und Valentin, der Film ist echt Klasse geworden. GERNE empfehle ich euch weiter!

04.10.2019

Das letzte Update von meinem privaten Projekt …

2018 mehrere hundert km quer durch Thüringen und Franken.

2019 bin ich etwas weniger km gefahren – mein nächstes Projekt – meine Vespa P 200E wurde wieder in Betrieb genommen. Auf 2 Motorrädern gleichzeitig kann ich nicht fahren.

Die MZ fährt jetzt und lässt sich befriedigend über die Landstraßen bewegen. Über 80km/h verabschiedet sich das Gefühl das man sicher auf den deutschen Straßen unterwegs ist. Aber wer will schon immer rasen! Besonders, da man das Bremslicht kaum sieht und Blinker damals noch die Zukunft waren. Bremsungen sind auf jeden Fall sehr zeitnah einzuleiten – aber besser man bremst gar nicht – denn die Beschleunigungswerte sind auch nicht toll!

Mit Licht geht der Batterie nach ca. 1,5 Stunden die Puste aus – der Ladestrom reicht einfach nicht aus. Aber wer will schon immer mit Taglicht unterwegs sein. Sicherheit wird einfach überbewertet.

Zusammenfassend: „Ein Leben am Limit!“ – Aber wer will schon ewig leben.

Große Updates wird es nicht mehr geben, den die MZ läuft! zuverlässig wie ihre Konstrukteure das gewollt haben. Hin und wieder wird man mich durch Thüringen oder Oberfranken „sausen“ sehen. Genau dafür wurde dieses Moped mal entwickelt.

Ich hoffe Sie hatten Spaß an diesem kleinen eigenen Erlebnis mit „meiner und Johannas“ Restaurierung.